[heavyhardes.de]
Ein Re-Release, wie originell. Und dann auch noch eines, das über zwei Jahre gebraucht hat, um in die Redaktion zu gelangen. Ob das mal nicht etwas abgestanden klingt?
Zuerst mal die harten Fakten: Looking Back To '94-'96 ist die Neuauflage des '95er Demos Love!? und der '96er EP Silicon Valley, noch erweitert durch vier Bonustracks, die so auf den
Original-Tonträgern nicht zu finden waren. Vom Umfang her kann man also wirklich nicht meckern, eine gute Stunde Musik für schlappe fünf Euronen bekommt man nicht alle Tage. Das geht also schon
mal in Ordnung. Dazu kommt noch, dass das Material neu abgemischt wurde, die Aufnahmequalität geht also durchaus in Ordnung, auch wenn die Produktion nicht wirklich als "drückend" oder "voll in
die Fresse" zu bezeichnen wäre. Muss sie aber auch gar nicht, diesem Mix aus Thrash, Punk, Hardcore und was weiß ich noch steht dieser minimalistische Ansatz gar nicht schlecht.
Von der Performance her habe ich schon eher was auszusetzen. Die Gitarre klingt meist recht brauchbar und der Gesang ist Geschmacksache, aber das Schlagzeug scheppert dann doch gar bedenklich vor
sich hin. Insgesamt klingt die Band auf diesen Aufnahmen ziemlich bodenständig, was die Technik angeht. Ist aber auch kein großes Problem, das passt eigentlich auch recht gut zur Mucke.
Das Songmaterial allerdings macht mir dann schon an einigen Stellen Kopfzerbrechen. Es gibt Stücke, die mir sehr wohl gefallen (z.B. "Tribute To E:" mit seiner unverkennbaren Punk-Attitüde oder
der Bonustrack "Tribute To Konrad K." (schon wieder ein Tribut)), aber Stücke wie "Brainwashed" oder "Freaks Of Nature" rumpeln gar besorgniserregend durch die Botanik. Da finden sich dann
Rhythmuswechsel, die ich beim besten Willen nicht nachvollziehen kann und der ein oder andere Verspieler scheint sich auch eingeschlichen zu haben.
Nun, wie dem auch sei, so ganz mein Ding ist der Rundling nicht durchgehend, dazu schwankt die Qualität der Stücke einfach zu stark. Ist aber bei einer Compilation wohl nicht immer zu vermeiden.
Für Sammler und Freunde der Band mit Sicherheit nicht die schlechteste Anschaffung, Uneingeweihte sollten sich eher an den aktuellen Output Weekend Anarchy halten, der befindet sich eher auf der
Höhe der Zeit und hat vor allem weniger Qualitätsschwankungen zu bieten.
[helldriver-magazine.de]
Sick Of Society, die Punk-„Urgesteine“ aus dem Ulmer Raum, liefern mit „Looking Back To ´94-´96“ eine Sammlung ihrer beiden Platten „Love?!“ und „Silicon Valley“ aus den 90er Jahren inklusive
vier Bonus-Tracks ab. Die insgesamt knapp über 20 Songs wurden einer akkustischen Frischekur unterzogen und kommen jetzt remastered und „refreshed“ (so steht´s auf dem Inlay) daher – auch wenn
man das nur schwer glauben kann, wenn man dem arg blechern klingenden Schlagzeug lauscht. Die gewohnt rauen Vocals stehen dagegen im Vordergrund. Für meinen Geschmack hat die Produktion zu wenig
Druck: Hier hätte man beim Remastering mehr Wert auf ordentlichen Sound legen sollen. So bleibt die Platte nur für wahre Fans der Band eine mögliche Investition. Wer dagegen mit Sick Of Society
warm werden möchte, der sollte eher die aktuelle Scheibe „Weekend Anarchy“ probehören, die zwar keine Revolution im Genre darstellt, dennoch aber eine Punkplatte ist, die mit der ein oder anderen
Überraschung aufwarten kann. Bei der vorliegenden Compilation der beiden Scheiben aus den 90ern haut mich dagegen nichts wirklich vom Hocker. Wirres Geknüppel mit Metal-Anleihen wechselt sich mit
stumpfen, sehr ähnlich klingenden Parts ab. Gelungene Melodien sucht man vergebens. Looking back to ´94-´96: Da sollten die beiden hier zusammengefassten Platten auch bleiben.
[powermetal.de]
Ein Tribut an die Vergangenheit.
Im Underground längst als Crossover-Act geschätzt und für die unkonventionelle Arbeitsweise gefeiert, gehören SICK OF SOCIETY inzwischen definitiv zu den bekanntesten hiesigen Combos. Dieser
Status wurde allerdings auch hart erkämpft und über eine Dauer von nahezu zwei Dekaden mühevoll erarbeitet. Bereits 1994 wurde die Band zum ersten Mal im Studio aktiv und veröffentlichte mit
"Love!?" ein kaum beachtetes, in seiner eigenwilligen Konstellation jedoch recht spannendes Album.
SICK OF SOCIETY wüteten sich durch einen Crossover aus Death und Thrash Metal, ließen ihre Punk-Wurzeln immer wieder einfließen, steuerten einige der heutigen Porn'n'Roll-Elemente bei und
entfesselten einen Bastard, der zwar nicht immer leicht verdaulich war, ebenso nicht in allen Phasen begeisterungsfähig war, aber insgesamt doch einige gute Tracks beinhaltete. Gerade die raueren
Todesblei-Versatzstücke sind auf "Love!?" hörenswert, allen voran 'Why?' und 'Freaks Of Nature', deren derbe Schlagseite der Band gut zu Gesicht stand und auch heute noch steht. Dem stehen mit
'Lost In Korea' und 'Contempt' zwar auch einige Stücke gegenüber, die weniger spannend daherkommen, das Album aber nicht wirklich versauen.
Zwei Jahre später begaben sich SICK OF SOCIETY dann nach "Silicon Valley", und das eine Spur kontrollierter. Nummern wie 'I Hate' und 'Fucked' kommen eher auf den Punkt als die meisten
Kompositionen des Vorgängers und tendieren streckenweise sogar in die Hardcore-Ecke. Mit dem Titelsong sowie dem starken 'Eulogy For The Past' stehen weitere Highlights bereit, die sich
stilistisch auch eher mit dem decken, was die Band in den vergangenen Jahren veröffentlicht hat. Schade ist lediglich, dass die Platte eher die Spielzeit einer EP aufbringt und nicht noch mehr
Material dieser Qualität enthält.
Der Quantitätseinschnitt wird aber nun insofern behoben, dass beide Alben als Set neu aufgelegt und mit immerhin vier weitreren Bonustracks veredelt werden. Auf "Looking Back To '94 - '96" kommen
die Tracks jener Ära noch einmal zum Zuge und erlauben den Rückblick in die Anfangszeit dieser Band. Eine nette Idee, selbst wenn es sich bei den beiden Releases nicht um absolut essentielles
Material handelt (Platten wie "Life Lines" müsste man ganz klar vorziehen), aber sicherlich eine gut Idee, um Fans neueren Datums an die ersten Gehversuche heranzuführen.
Die Die-Hard-Gemeinde ist daher auch der erste Ansprechpartner, wenn es um die Investition geht. Wer jedoch in jüngster Zeit auch mal auf SICK OF SOCIETY aufmerksam geworden ist, sollte die
Verpflichtung aber auch einmal in Erwägung ziehen, da die Entwicklung seither ein interessantes Gesamtbild abgibt.
Anspieltipps: Eulogy For The Past, I Hate, Why?, Humilation